Neues (und Brisantes) zur Medienbildung + IMV News, IMV Newsletter September 2024

Neues (und Brisantes) zur Medienbildung + IMV News, IMV Newsletter September 2024

Liebe Interessierte,

die Nachrichtenlage wird ambivalenter, aber immer noch ist der Lobbyismus für die Früh-Digitalisierung in der Bildung massiv – und leider oft unbemerkt von Journalisten. Zu letzterem zählen wir die Sendung des DLF anlässlich der GamesCom in Köln. Denn inzwischen ist ausreichend Bildungsforschung vorhanden, die nicht nur Wunsch-Umfragen macht, sondern auch Lernerfolge misst, und diese plädiert eindeutig für weniger und späteren Digitaleinsatz in Schule (und KiTa sowieso gar nicht).

Dänemark – lange als Vorreiter in Sachen Schuldigitalisierung gefeiert – geht nun voran in die andere Richtung; aus nüchterner Erkenntnis der schlechteren Konzentrations- und Lernergebnisse: https://www.stern.de/gesellschaft/digitalisierung-an-schulen–darum-macht-daenemark-die-rolle-rueckwaerts-34983354.html. Der Digitalprofessor Gerald Lembke hat schon lange die viel beschworene Digitalisierung als Bildungslüge entlarvt: https://gerald-lembke.de/buch/die-luege-der-digitalen-bildung. Und wir auch.

Was hat man uns vom IMV und vom Verein gegen Mediengewalt internationale Forschung https://www.mediengewalt.eu als „Bewahrpädagogen“ gescholten für diese kritische Haltung und frühen warnenden Stellungnahmen – auch zur Problematik von Mediensucht. Hier Thomas Haudel über den Notruf einer Lehrkraft von 2023: https://www.mediengewalt.eu/rezension-zu-wir-verlieren-unsere-kinder-von-silke-mueller.

Tatsächlich ist Medienbildung im Sinne einer Medialiteracy nicht auf Digitalfragen zu reduzieren und streng von Informatik-Unterricht zu trennen: https://www.telepolis.de/features/Informatik-oder-Ideologie-Streit-um-Medienbildung-an-Schulen-entbrannt-9826059.html. Die Vermischung geht teilweise auf die Computer-Industrie zurück und vom Willen vonseiten der Politik Sponsoring für Schulausstattung einzukassieren. Tatsächlich geht das auf eine „Bildungsinitiative“ von Bill Gates persönlich zurück, der in den 1990er Jahren Regierungen mit dieser Botschaft bereiste (dazu mehr im Buch „Bildung und Medien“ von Sabine Schiffer). Die daraus reduzierende Reduktion des kritischen Angebots nimmt man dabei in Kauf, wie Sabine Schiffer im besagten Buch beschrieben hat, von dem inzwischen zentrale Kapitel auf unserem Blog GenerationMedien veröffentlicht sind. Unser Februar-Newsletter ergänzt die Aspekte und zeigt auf, warum wir uns für ein Schulfach Medienbildung einsetzen, das über Digitalisierungsfragen weit hinausgehen muss: https://medienverantwortung.de/2024/02/01/medialiteracy-schulfach-medienbildung-revisited-imv-news-imv-termine-imv-newsletter-februar-2024.

Wie schädlich sich etwa die Handynutzung in Schulen auswirkt, wird in diesem ZDF-Frontal Beitrag (ab Min. 22) deutlich – dort werden auch weitere Forschende und Studien vorgestellt (wobei noch immer einige Mythen bedient werden): https://www.zdf.de/politik/frontal/frontal-vom-23-juli-2024-augenarztketten-trump-social-media-behindertenwerkstatt-100.html.

Kulturpessimismus ist mit Blick auf die Herausforderungen für die nächtse Generation angebracht – und nein, es ist keine Frage fehlender „Medienkompetenz“, sondern fehlender Verantwortung den jungen Generationen gegenüber. Dazu einige lesenswerte Beiträge auf dem Heise-Portal Telepolis:

https://www.telepolis.de/features/Digitale-Parallelwelten-Wie-Smartphones-die-Jugend-veraendern-9848921.html
https://www.telepolis.de/features/Jugendliche-am-Abgrund-Warum-unser-Bildungssystem-versagt-9850786.html

Weitere Forschung stellen die folgenden Beiträge zusammen – der warnende Tenor bleibt zurecht der gleiche – und als Lösungsoption handyfreie Räume, wie z.B. in der Schule – schließt den Kreis zum Frontal-Beitrag weiter oben: https://www.telepolis.de/features/Soziale-Medien-Verdrahtete-Versuchskaninchen-Generation-Z-9773184.html?seite=all. Wir empfehlen eine Handy-Garage für zu Hause. Die Suchtproblematik, die von den Big-Tech-Firmen einkalkuliert wird und zur Programmierung von Glückspielelementen führt, wird u.a. hier thematisiert: https://www.telepolis.de/features/Suess-und-klebrig-Soziale-Medien-machen-so-suechtig-wie-Zucker-9848714.html.

Dass es jedoch statt eines seriösen Schulfachs Medienbildung lauter Initiativen für den Kampf gegen FakeNews – die es angeblich nur im Internet gibt – gibt, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die politische Debatte nicht bildungspolitisch betrieben wird, sondern wirtschafts- und medienpolitisch, wobei die Massenmedien, die nun wahrlich nicht frei von Fehlleistungen sind, idealisiert werden; denn es werden gerne Probleme mit FakeNews und Desinformation allein aufs Internet projiziert. Eine ernsthafte Auseinandersetzung zur Erstellung eines Curriculums jenseits technischer Fragen, die in den Kultusministerien angesiedelt wäre, ist nicht erkennbar. Neben dem Projektcharakter an Schulen, die natürlich der Landespolitik unterliegen, verlegt man sich bundespolitisch mit viel Geldmittel auf Kampagnen gegen Desinformation (die teilweise darauf abziehen „Wahrheit“ festzulegen). Eines von vielen Beispielen – mitgetragen von dpa und Regierung – ist die Initiative UseTheNewshttps://taz.de/Mit-Steuergeldern-gegen-Fake-News/!5994891. Wer sich erinnert, dass das PPP-Konzept aus dem ThinkTank Bertelsmann stammt, wird sich über die studiengestütze Propagierung von Digitalisierungmodellen nicht wundern. Über die Möglichkeiten der Kommunikationskontrolle, wie sie die EU derzeit erörtert, hat Erik Bonse für uns eine Analyse gemacht: https://medien-meinungen.de/2024/04/big-brother-aus-bruessel.

IMV News

Für unsere Fortbildung „Völkerrecht für JournalistInnen“ am 23.09. https://medienverantwortung.de/2024/07/24/pm-fortbildung-voelkerrecht-fuer-journalistinnen sind noch Plätze frei. Ganz aktuell kann man anhand der Berichterstattung über den „Antiterroreinsatz“ des israelischen Militärs in der Westbank gut erkennen, dass es an Grundlagen beim Verständnis von Völkerrecht fehlt. Das Webinar wird Andreas Zumach halten, langjähriger UNO-Korrespondent

Susanna Lieber und Sabine Schiffer haben gebloggt. Fakten und Gedanken zu Jugend, Sprache und vieles mehr, finden sich hier: https://medien-meinungen.de.

Und Udo Bongartz räumt mit Wohlstandsmythen auf unserem neuen Informationsportal auf: https://medienverantwortung.de/informationsportale/glueck-statt-wohlstand. Dazu im nächsten Newsletter mehr hier.

IMV Termine

Save the Date! Fortbildung-Webinar 23.09.2024

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