In der Parteienpropaganda ist Wohlstand ein gern verwendetes Hochwert-Wort, das nur selten hinterfragt wird. Er soll vermehrt werden und allen zugutekommen. Doch mittlerweile bestehen Zweifel, ob die bisherige Art, Wohlstand zu erwirtschaften, tatsächlich das Wohlbefinden der Bürger steigert. Die Probleme treten immer offener zutage: Die auf Wachstum basierende kapitalistische Wirtschaft, die den Wohlstand hervorbringt, erzeugt nicht nur ökologische Schäden, sondern auch soziale Ungleichheit, weil das Kapital sich bei den Teilhabern an internationalen Konzernen oder Aktien- und Beteiligungsfonds anhäuft, Geringverdiener und Erwerbslose dagegen leer ausgehen und an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden und auch die sog. Mittelschicht schrumpft, an die das Wohlstandsversprechen gerichtet ist.

Forschende, die sich mit Glück und Zufriedenheit in den wohlhabenden Ländern beschäftigen, beobachten, dass ab einem bestimmten Wohlstandsniveau nicht dessen weitere Zunahme das Wohlbefinden der Bürger steigert, sondern dessen gleichere Verteilung, die niemanden an den Rand drängt. Die herkömmliche Art, Wohlstand nach dem Bruttoinlandsprodukt zu bewerten, vergrößert die sozioökonomischen und ökologischen Probleme – weil dabei ausgeblendet bleibt, auf welche Kosten und mit welchen Schäden Umsatz erwirtschaftet wird.

Es wird Zeit, für Wirtschaft und Soziales neue Maßstäbe zu finden und sich zu fragen: Was macht Menschen denn nun wirklich zufrieden oder gar glücklich und welche gesellschaftspolitischen Voraussetzungen müssen dafür erfüllt werden?