Mai 2020 – Corona und Medientransparenz

Mai 2020 – Corona und Medientransparenz

Liebe Interessierten,

auch wir beginnen mit Corona. Wir haben lange gezögert und tun dies ohne zum Hobby-Virologen zu mutieren. Als Laien können wir die medizinische Sachlage nicht einschätzen. Und das ist auch nicht nötig, um zur Mediendebatte Stellung zu nehmen und Ihnen Kriterien an die Hand zu geben, um Medienprodukte einzuschätzen. Besonders am Herzen liegen uns Hinweise auf mögliche Gefahren durch die Aussetzung von Grundrechen und der Implementierung von Überwachungsmaßnahmen. Wir lehnen die Verknüpfung der Warnung vor Degeneration des Rechtsstaates mit einer Verharmlosung einer möglichen Gefahr für die Gesundheit ab.

Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie etwa die Aussagen des Charité-Virologen Drosten in den einen Medien in die eine Richtung und in anderen in die andere Richtung zugespitzt werden (weil sie oft nicht auf seine Worte/Primärquelle, sondern auf die Berichterstattung anderer/Sekundärquellen reagieren), kann dies allein dadurch tun, das NDR-Update mit ihm in seiner ganzen Länge wirklich anzuhören: https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html. Ohne die Einschätzung der Influencerin Mai 100%ig zu teilen, möchten wir in Bezug auf die Kommunikatonsfähigkeit von Virulogen und die Medienleistungen in dem Zusammenhang gerne Ihr Videoformat empfehlen – auch, weil ihr Format MaiLab zeigt, dass im Netz eben nicht nur Beautyqueens und Verschwörungstheoretiker unterwegs sind: https://www.youtube.com/watch?v=u439pm8uYSk. Zum Abgleich ihrer persönlichen Einschätzung mit dem Auftreten des Virulogen Streeck hier der Vergleich zu einem Interview-Dialog mit Markus Lanz: https://www.youtube.com/watch?v=VP7La2bkOMo. Eine kritische und kontroverse Debatte über die Medienleistungen in dieser Zeit finden Sie auf dem Blog der kritischen Kommunikationswissenschaft an der LMU: https://medienblog.hypotheses.org.

Als besonders lesens- und empfehlenswert möchten wir den Beitrag von Elisabeth Voß (in Der Rabe Ralf) herausstellen: https://www.grueneliga-berlin.de/publikationen/der-rabe-ralf/aktuelle-ausgabe/corona-aendert-alles. Sie geht auf wichtige HIntergründe ein, die in der medialen Öffentlichkeit weitestgehend unterbelichtet bleiben. Ihre Website scheint uns mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit darüber hinaus lohnenswert: http://www.elisabeth-voss.de. Sicherlich wird zu verfolgen sein, ob und was die Australische Forderung nach einer umfassenden Untersuchung zur Covid-Pandemie und dem Umgang damit zu Tage fördert: https://www.youtube.com/watch?v=8mbztKL15V8.

Wir empfehlen die Überprüfung kursierender Zahlen – sowohl die Vermeldung absoluter Zahlen von Infektionen ohne Bezugsgrößen (die einmal die FAZ aufgelistet hatte https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/coronavirus-im-faktencheck-wie-toedlich-ist-der-neue-erreger-16618831.html), als auch die über jährlich auftretende Influenza-Infektionen, die Zahlen eines Ausnahmejahres als Durchschnittswert präsentieren. Oder auch der Vergleich zu Toten durch Keime in Krankenhäusern, was in der Tat ein unterschätztes und medial unterbelichtetes Thema in Deutschland ist, weil hier jährlich Tausende Menschen an in Krankenhäusern übertragenenen Keimen sterben – jedoch nicht so viele, wie eine europaweite Zahl angibt: https://www.tagesschau.de/inland/infektionen-101.html und https://www.jungewelt.de/artikel/376912.gesundheitswesen-in-der-brd-krank-durchs-krankenhaus.html. Die Zahlen sind übrigens vage, weil viele Betroffene nicht sofort versterben, sondern oft erst nach Jahren des Kampfes mit bzw. gegen Krankenhauskeime – deren Übertragung durch die ökonomische Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen auf Anraten von Bertelsmann, McKinsey und Leopoldina noch verstärkt wurde, weil zum Beispiel die Desinfektionszeit durch Personalknappheit nicht eingehalten werden kann. Das scheint uns ein Thema zu sein, das Medien als (idealtypische) Vierte Gewalt vermehrt aufgreifen sollten, denn hier stehen deutsche Krankenhäuser – etwa im Vergleich mit den Niederlanden – besonders schlecht da. Eine gute Stelle, um ein schon älteres und jetzt umso aktuelleres Filmprojekt zu empfehlen: http://der-marktgerechte-patient.org. Leider spielen unsere Medien nicht unbedingt eine konstruktive Rolle: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/christian-drosten-corona-krise-coronavirus-virologen-1.4887512.

Natürlich kann auch eine reale Gefahr missbraucht werden. So geschehen beim Kampf gegen Kinderpornografie, der die Einführung weitreichender Zensurmaßnahmen im Internet ermöglicht hätte – was damals Ursula von der Leyen den zweifelhaften Ehrentitel #Zensursula einbrachte: https://netzpolitik.org/2009/die-dreizehn-luegen-der-zensursula. Auch die diskutierte Klarnamenpflicht oder Zugriff auf Internetprovider zur Bekämpfung von Hasserede liefern hierfür ein weiteres Beispiel. Hatespeech ist gefährlich und müsste juristisch effektiver bekämpft werden. Die vorgeschlagenen Eingriffe in die Internetkommunikation sind allerdings ein durchschaubares Manöver, die relevante #NoHateSpeech-Debatte für andere Zwecke auszunutzen: https://netzpolitik.org/2017/hate-speech-union-und-spd-wollen-klarnamen-internet-durch-die-hintertuere.

Grunderechte: Den schwierig einzuschätzenden Fall der Anwältin Bahner aus Heidelberg hat das Portal T-Online am regelmäßigsten und sachlich verfolgt. Hier kann sich jede(r) selbst versuchen ein Bild zu machen: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_87707686/corona-anwaeltin-juristin-beate-bahner-darf-psychiatrie-verlassen.html. T-Online fällt uns in letzter Zeit immer wieder als Portal mit eigenständiger Recherche bzw. unabhängiger Fragestellung auf: https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/id_87744694/virologe-jonas-schmidt-chanasit-impfstoff-fruehestens-naechstes-jahr-.html. Diese Seite ergänzt sowohl das Podcastfieber in Sachen Corona, als auch das Aufzeigen von Vielstimmigkeit unter den Virologen – und zwar allein schon von denen, die von einer Gefährlichkeit des Virus ausgehen, aber die Folgen unterschiedlich einschätzen. Lesenswert der Kommentar von Thomas Fischer zur notwendigen Grunderechte-Debatte: https://www.heise.de/tp/features/Covid-19-Vom-Beginn-einer-Skepsis-4710285.html.

Zur Information über die aktuell propagierten Überwachungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Debatte empfehlen wir neben Netzpolitik.org (z.B. CCC https://netzpolitik.org/2020/ccc-warnt-bundesregierung-vor-zentralistischer-corona-app-covid19-contact-tracing-pepppt-dp3t) auch und besonders Heise.de – etwa ganz aktuell über die Implikationen, die Tracking Apps (jenseits von Freiwilligkeit) bedeuten würden: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Coronavirus-Kontaktverfolgung-wird-Teil-von-Android-und-iOS-4702166.html. Auf dem gleichen Portal ein kritisch-nachdenklicher Kommentar des ehemaligen Richters Peter Vonnahme: https://www.heise.de/tp/features/Corona-Rechtsstaat-auf-dem-Pruefstand-4706155.html?seite=all. Zum Themenkomplex (nachhaltige) Überwachung-(sImplementierung) werden die Augen besonders wachsam bleiben müssen – und teilweise wird es auch schon gemacht (s.o.) und z.B. hier https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/video-eingriff-in-die-grundrechte-wie-weit-geht-der-staat-100.html oder hier https://www.deutschlandfunk.de/tracking-technologien-was-wir-tun-reicht-weit-ueber-die.694.de.html?dram:article_id=474071 auch in den öffentlich-rechtlichen Medien ernst genommen. Die Süddeutsche Zeitung hat eigens eine Rubrik Überwachung eingerichtet und Beiträge dazu gebündelt: https://www.sueddeutsche.de/thema/%C3%9Cberwachung. Der Twitterer @tante verweist in einem Thread vom 24. April 2020 mit Link auf das Fraunhofer Institut https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2020/april/proximity-tracing-mit-der-app-gegen-sars-cov-2.html auf die Implikationen der geplanten Tracing App, die weit über eine Kontaktverfolgung hinausgeht und eher in Richtung eines digitalen Gesundheitspasses deuten könnte. Vor einer vergleichbaren Entwicklung warnt Norbert Häring auf seinem Blog und verweist auf das Szenario der Rockefeller Foundation: https://norberthaering.de/die-regenten-der-welt/id2020-ktdi-apple-google. Da könnte am Ende jenseits von Visavergaben und Passkontrollen eine digitale (Flug-)Reiseerlaubnis stehen – verknüpft mit Bonitäts- und Impfprüfung… etc. pp. (vgl. https://www.golem.de/news/gesundheitsaemter-landkreise-fordern-verpflichtende-corona-app-2004-148108.html).

Auch die sozialen Aspekte dürfen nicht aus dem Fokus geraten: https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/video-am-rand-der-gesellschaft-wie-die-corona-krise-armut-verschaerft–100.html. Von internationaler Verantwortung – jenseits vom Entsenden von Militärs – ganz zu schweigen: https://www.dw.com/de/fl%C3%BCchtlingskinder-aus-griechenland-landen-in-luxemburg/a-53135055. Mal sehen, ob die Fridays for Future die Möglichkeiten aufgreifen, die sich als realistisch in der Krise zeigen – plötzlich entscheidet Politik auch gegen Wirtschaftsinteressen und es darf die Frage gestellt werden: Was braucht der Mensch (eigentlich – und was nicht)? Auch ökologische Gedanken und Forderungen gehen langsam in die Mediendebatte ein, wie hier ansatzweise in der FAZ https://www.faz.net/aktuell/finanzen/massive-staatshilfen-fuer-air-france-klm-16741361.html. Aber die in die gleiche Richtung tednierenden Forderungen der FFF, nicht das alte und umweltschädliche Wirtschaften zu subventionieren, wird immer noch als Gegensatz zur Corona-Krise geframed: entweder Corona- oder Klima-Hilfe. Das ist ein künstlich formulierter und kein realer Widerspruch. Diesen Ansatz konnte man in der empfehlenswerten Titel-Thesen-Termperamente-Sendung vom 26. April 2020 finden: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/index.html.

Besonders muss hinterfragt werden, wie heterogen die Beratungsgremien für die Politik sind, ob sie überhaupt die Auswirkungen der Maßnahmen für die gesamte Gesellschaft einschätzen können: https://ze.tt/leopoldina-warum-expertinnenteams-zu-homogen-sind-corona-krise. Und natürlich muss immer hinterfragt werden, wie vehement Lobbygruppen im politischen Berlin agieren – wir dürfen davon ausgehen, dass die Pharmaindustrie dort gut vertreten ist. Dass man sich einen heilsbringenden Impfstoff wünscht, lässt sich natürlich auch ausnutzen. Wir verweisen in dem Zusammenhang auf Erfahrungen mit der Schweinegrippe, die damals von der Tagesschau kritisch kommentiert wurden: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/schweinegrippe450.html. Im Gegensatz dazu darf man sich fragen, welches Mandat und welche Qualitfikation eigentlich Bill Gates hat, dass er minutenlange Sendezeit zur Primetime in der Tagesschau als deutschlandweite TV-Hauptnachrichtensendung und auf deren Youtube-Kanal erhält: https://www.youtube.com/watch?v=083VjebhzgI.

Wir haben hier auch auf Anfragen reagiert, die uns in letzter Zeit erreichten. Gerne geben wir wieder zusammenfassende und überprüfte Informationen heraus, wenn dies gewünscht wird! Auch hier äußern wir uns regelmäßig: www.medien-meinungen.de – @IMV_Berlin und @IMVErlangen auf Twitter – auf Facebook findet Ihr uns unter dem Institutsnamen. Und nein, wir werden im Moment keinen Podcast und kein neues Video-Format auflegen. Um das in angemessener Qualität tun zu können, dafür fehlen uns schlicht die Ressourcen.

IMV News

In der aktuellen Krise zeigt sich, wie wichtig es ist, dass Medien ihre Arbeit transparent machen und sagen, wie sie arbeiten und weshalb sie was für relevant einschätzen und anderes nicht – ob und wie sie Gegenthesen überprüft haben und überhaupt, wie denn Qualität in Qualitätsmedien entstehen soll bzw. beurteilt werden kann.

Dazu laden wir auch in diesem Jahr wieder zu unserer Woche der Transparenz ein, wo Medien aufgefordert sind, ihren Beiträgen den Entstehungskontext vorzuschalten und damit für das Publikum die Arbeitsweise transparent zu machen. Dies ist ein aktiver Beitrag zur Medienbildung und schafft Vertrauen – jenseits irrationaler Glaubensbekenntnisse.

Unsere Pressemitteilung zur Transparenz-Woche finden Sie hier:

Unsere neue Website ist – mit noch einigen Macken – nun online. Wenn Euch etwas auffällt, meldet uns das bitte gerne!

Und wer uns bei der Finanzierung unterstützen oder andere darauf aufmerksamk machen möcht, kann dazu auch diesen Link verwenden: https://www.gofundme.com/f/medienverantwortung-fordern. Mit herzlichem Dank!

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