Liebe Interessierte,
spätestens mit den Angriffen der CDU-Vorsitzenden sollte allen klar geworden sein, dass Youtuber ein Teil des Mediensystems sind – und wenn ihre Meinungsfreiheit beschnitten werden kann, dann eben auch die aller anderen Medien.
Als der Youtube-Influencer mit dem Künstlernamen Rezo mit seinem 55-minütigen Video „Die Zerstörung der CDU“ https://www.youtube.com/watch?v=4Y1lZQsyuSQ zeigte, was mediale Recherche kann und leisten muss, hatte man anscheinend von so mancher Medienseite den Eindruck, dass man sich abzugrenzen habe. Besonders die FAZ, der Rezo schon in einem Beitrag zu Artikel 13 Manipulationstechniken nachwies, polemisierte gegen ihn. In diesem älteren Beitrag wird unter anderem nachgewiesen, wie mit Ad Hominem-Attacken von Inhalten abgelenkt werden soll – auch das trifft nun auf den Umgang mit Rezos gewichtigen Analysen zu, die er allerdings parteipolitisch festmacht : https://www.youtube.com/watch?v=iNpB73CAdL8 Die Art mag für Nachrichtengucker befremdlich sein, für Fans von Anstalt und HeuteShow schon weniger. Für die FAZ aber ganz besonders:
Auf Twitter – ein Journalistenmedium inzwischen – wird kontrovers über das Phänomen diskutiert mit lesenswerten Kommentaren:
Einen anderen Umgang sucht dieser Spiegel-Beitrag, der Rezos Quellen nachprüft und wohlwollend feststellt, dass die Fakten stimmen – die ein oder andere statistische Grafik aber sorgfältiger hätte ausgewählt werden können:
Andere haben erkannt: Wir als Journalisten verfahren auch nicht anders – wählen Fakten aus, lassen welche weg, spitzen zuweilen zu und erzählen eine Geschichte.
z.B. https://twitter.com/gutjahr/status/1132197651741646848 Richard Gutjahr ist auch später derjenige, der twittert: „Noch nie so geschämt, auch mal für die FAZ geschrieben zu haben“ (Richard GutjahrVerifizierter Account @gutjahr 26. Mai https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/rezo-der-geschaeftsmann-16205847.html … #rezo #rezovideo)
Die Friedensbewegung sollte sich freuen, dass es Rezo beispielsweise gelungen ist, die Bedeutung von Ramstein und damit Deutschland für den Drohnenkrieg bekannt zu machen – was etwa der langjährigen Kampagne gegen die Relaisstation nicht gelungen ist: https://www.ramstein-kampagne.eu/. Aber auch hier gibt es Skepsis. Aus Unkenntnis über die Funktionsweise von Influencer Marketing verdächtigen manche den Werbeträger Ströer der Einflussnahme.
Medien als Markt sind ein Problem, aber die Grenze ist nicht zwischen den einzelnen Kanälen zu ziehen. Wir sollten jedoch durchaus über genossenschaftliche Plattformen und ein öffentlich-rechtliches Internet nachdenken. Und natürlich über die Sachfragen von Klimaschutz, Klientelpolitik, (un)gerechte Weltwirtschaft und Kriegspolitik. Jeder Beitrag zur Transparenz ist dafür wertvoll.