Propaganda auf allen Kanälen + Media Blackout Gaza + IMV News + IMV Termine – Newsletter September 2025

Propaganda auf allen Kanälen + Media Blackout Gaza + IMV News + IMV Termine – Newsletter September 2025

Liebe Interessierte,

eigentlich sollte sich dieser Newsletter der überbordenden Kriegspropaganda widmen, die einem auf allen Kanälen entgegenschlägt. Allerdings gehen wir davon aus, dass unsere Follower dies selbst schon bemerkt haben und mit den Grundregeln der Kriegspropaganda von Arthur Ponsonby (1928) vertraut sind:

  1. Wir wollen den Krieg nicht
  2. Das gegnerische Lager trägt die Verantwortung
  3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel
  4. Wir kämpfen für eine gute Sache
  5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen
  6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich
  7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm
  8. Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache
  9. Unsere Mission ist heilig
  10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.

Alle Warnungen, die derzeit die Nachrichtenlagen dominieren, zeigen mit einem Finger hin und nicht selten mit zwei wieder zurück.

Die Mobilmachung findet verbal statt – in Worten und Bildern – dafür aber massiv und nicht nur über Medien, sondern auch direkt unter Einbeziehung einzelner gesellschaftlicher sowie der Lokalpolitik: Stichwort „Operationsplan Deutschland“. Natürlich ist darin nicht die Rede davon, dass unsere vielfach im Ausland eingesetzten Soldaten mitsamt Gerät zur Landesverteidigung nach Deutschland zurückkehren; während ein neuer WEHRdienst eingeführt wird, scheint es um (Bundes)WEHRfähigkeit nicht zu gehen.

Diese Entwicklung wird von einzelnen Akteuren oder Medien kritisiert, die eher nicht dem Mainstream angehören – obwohl natürlich auch die großen Medien einer Friedenspflicht unterliegen und als idealtypische Vierte Gewalt die offerierten Gefahrenanalysen kritisch gegenbürsten – statt verlautbaren – müssten sowie etwa die Intervention einzelner Europäer, die kürzlich wohl zur Verlängerung des Urkaine-Krieges beigetragen hat.

Mediendifferenzierung und Konkurrenzkampf

Am Rande der diskursiven Aufrüstung spielt sich ein mediales ab, dem dieser Newsletter gewidmet ist – auch unter dem Titel „Propaganda“, denn es scheint sich hier um ein Phänomen zu handeln, dass unter „Teile und herrsche“ fällt. Während sich die Platzhirsche der Nachrichtenversorgung zwar mit Kritik konfrontiert sehen, scheint es sie nicht anzukratzen – jedoch dort, wo sich die Opposition versammelt, beginnt der Druck Wirkung zu zeigen. Oder interpretieren wir diesen Zusammenhang falsch? Dazu laden wir gerne zur Debatte ein.

Exemplarisch möchten wir auf das Scharmützel unter den sog. Alternativ-Medien Telepolis, Overton, Multipolar und weitgefasst auch Nachdenkseiten hinweisen.

Bei Telepolis sind die Prämissen interessant, die die Texte zur „Qualitätsoffensive“ beinhalten; sprich: das Nichtgesagte, aber implizierte – vorher wäre quasi alles qualitativ zweifelhaft. Das setzt natürlich Maßstäbe für heute, wo nun jedes Komma in der Verantwortung der Chefredaktion liegt.

https://www.telepolis.de/features/Qualitaetsoffensive-Telepolis-ueberprueft-historische-Artikel-10190173.html

https://www.heisegroup.de/presse/Online-Magazin-Telepolis-Qualitaetsoffensive-im-Leserforum-10384612.html

https://www.telepolis.de/features/Warum-eine-Qualitaetsoffensive-bei-Telepolis-ueberfaellig-war-und-keine-Verschwoerung-ist-10421394.html

https://www.telepolis.de/features/Qualitaetsoffensive-Telepolis-macht-historisches-Archiv-wieder-zugaenglich-10475929.html

https://www.telepolis.de/features/Telepolis-verzeichnet-Rekordzuwaechse-Zugriffswert-steigt-im-Juli-2025-auf-7-6-Millionen-10515944.html

Dass nun nach dem selbstverkündeten Erfolg der „Qualitätsoffensive“ ein Seitenhieb auf sog. alternative Medien erfolgt, mag irgendwie schwer als Zeichen der Stärke gedeutet werden: https://www.telepolis.de/features/Echokammern-statt-Einfluss-Das-Dilemma-sogenannter-alternativer-Medien-10519604.html.

Der frühere Chefredakteur, der Telepolis aufgebaut hat, Florian Rötzer, ist nun beim Overton-Magazin tätig, in dem seit der (vorübergehenden) Löschung des Archivs von Telepolis einige lesenswerte Stellungnahmen einiger Autoren erschienen sind. U.a. ging Rötzer selbst der Frage nach, inwiefern die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) als Gedächtnis der Nation auch online-Beiträge archiviert und somit aktuelle Debatten überhaupt abbildet und somit auch erhölt, was weit über die Frage des Telepolis-Archivs hinausweist.

https://overton-magazin.de/top-story/telepolis-damnatio-memoriae

Multipolar scheint im besonderen Fokus von Telepolis zu sein – oder umgekehrt?

https://multipolar-magazin.de/meldungen/0147: Löschung (s.o. Overton-Übernahme)

https://multipolar-magazin.de/meldungen/0285: Chefredakteur: „Telepolis“ soll nicht mit „bestimmten Autoren“ in Verbindung gebracht werden…

https://multipolar-magazin.de/artikel/welcher-journalismus-hat-zukunft

Besonders der letztgenannte Artikel fasst die Debatte kritisch zusammen.

Ob die Kritik an einem oft unterstellten „woken Zeitgeist“ laut Nachdenkseiten des Pudels Kern trifft, als es um den Disclaimer vor alten Artikeln auf Telepolis geht, mag dahingestellt bleiben – jedenfalls werfen die NDS bereits vor der Archiv-Löschung einen Blick auf das Heise-Portal.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=111618: Unterwerfung unter einen woken Zeitgeist – das Online-Magazin Telepolis und ein eigenartiger Disclaimer.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=125947: Ein Haus von 1984 (Jens Berger)

https://www.nachdenkseiten.de/?p=126047: Telepolis löscht auf einen Schlag 25 Jahre Geschichte.

Einige Knackpunkte kann man beim hintergründigen Gespräch vom akademischen Uhu mit Florian Rötzer nachhören: www.youtube.com/watch?v=sMg0wG965dM.

Insgesamt bleibt festzustellen, dass eine innermediale Kritik zu wünschen wäre, wo es tatsächlich um Qualitätsstandards und die Verbesserung der Medienprodukte geht – wie etwa in der Transparenzoffensive der Initiative Tageszeitung – und nicht um das Niedermachen von Konkurrenten; wozu auch das Sich-über-andere-Stellen gehört. Das schwächt den Journalismus insgesamt. Und das können wir uns nun wirklich nicht leisten in Zeiten verstärkter (Kriegs)Propaganda.

Sondermeldung: Medienblackout Gaza

Die schwarze Titelseite der FR ist Teil der Aktion Media Blackout, an der sich weltweit mehr als 150 Medien beteiligen [um auf ihr eigenes Versagen hinzuweisen].

Diese Aktion wurde von Reporter ohne Grenzen (RSF) und Avaaz initiiert. Über 150 Medien in über 50 Ländern weltweit haben angekündigt sich an der RSF-Aktion an diesem Montag zu beteiligen. Neben der FR sind darunter „Der Freitag“ und „nd“ (Deutschland), „L‘Humanité“ (Frankreich), „The Independent“ (UK), +972 Magazine und Local Call (Israel/Palästinensische Gebiete), InfoLibre und RTVE (Spanien), „Daraj“ und „L‘Orient Le Jour“ (Libanon), „New Bloom“ (Taiwan), „La Voix du Centre“ (Kamerun), „The Point“ (Gambia), Media Today (Südkorea), N1 (Serbien), KOHA (Kosovo), Public Interest Journalism Lab (Ukraine), „Le Soir“ (Belgien), Semanario Brecha (Uruguay) und viele andere, so RSF.

IMV News

Die virtuelle Lehrplankommission hat erste Themen gesammelt, die in ein Curriculum fürs Studium fürs Lehramt bzw. in einen Lehrplan für den Schulunterricht einfließen müssen. Sorry für das google-Format, das wir datensparsam zu nutzen suchen: https://docs.google.com/document/d/1xPgsEbv_hEObD8Ne2jmDSTzeNm9dTk-kYDD8gGLZAns/edit?tab=t.0.

Weiteren Input bitte an: medienbildung[at]medienveratwortung[dot]de.

IMV Termine

25.09. 19 Uhr Braunschweig Medienverantwortung in Zeiten verstärkter Kriegspropaganda

29.09. 19 Uhr Ulm Propaganda machen nur die anderen

weitere Termine:  https://medienverantwortung.de/2025/01/01/termine-2025

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