(Soziale)Medien im Wahlzirkus + IMV Einladung, IMV Newsletter Februar 2025

(Soziale)Medien im Wahlzirkus + IMV Einladung, IMV Newsletter Februar 2025

Liebe Interessierte,

nach der Mediatisierung der Gesellschaft, in der immer mehr Lebensbereiche von Medien verschiedenster Art durchsetzt sind, dominiert inzwischen das, was in den Kommunikations- und Medienwissenschaften als Medialisierung bezeichnet wird: Also die Prägung des Handelns in der Öffentlichkeit durch mediale Logiken, Foto- Film-, TikTok- und Skandal-tauglich. So wird die Politik immer mehr entpolitisiert und verlegt sich auf unterhaltende und Aufmerksamkeits-generierende Formate, die vor allem eines sind: medientauglich. Dies geht auf Kosten von Inhalten und Tiefe und stellt ein Fanal für die Demokratie dar – und das natürlich auch im Wahlkampf.

Und alle machen mit. Das Merz-Spektakel um die Mutter aller Migrationsfragen hätte von konsequent als Vierte Gewalt arbeitenden Medien schnell entlarvt werden können: Jährlich wandern kaum mehr Menschen in Deutschland ein als aus, die Gewalt geht seit Jahren zurück. Stattdessen befeuern alle eine Themensetzung, die ihre Relevanz selbst schafft, wie inzwischen Umfragen belegen. Orientierungsverlust und Faschisierung in Gesellschaft und Politik wird nicht allgemein thematisiert, sondern werden am Symptom AfD skandalisiert. Der Tabubruch liegt aber nicht nur im Abstimmen mit der AfD, sondern in der Akzeptanz der Themensetzung an sich, die „die Menschen“ in mehr oder weniger schutzwürdige einteilt und damit gegen Artikel 1 des Grundgesetzes und der UN-Charta verstößt. So formuliert es Merz: Der Staat muss „die Menschen schützen“. Wer ist mit „die Menschen“ hier gemeint? Und wer nicht? Vor lauter medialer Empörungslogik will niemand diese exkludierende Formulierung und das Menschenbild dahinter bemerkt haben?

Personalisierung und Emotionalisierung von Bildern machen selbst vor Auschwitz nicht Halt. Einen Moment des „Alleinseins“ inszenierte Habeck mit seinen Fotografen im Gepäck, die ihn „einsam und nachdenklich“ zwischen Zaun und Mauer im KZ ablichten. Die professionelle PR-Agentur Jung von Matt mag nicht widersprochen haben, ein professioneller Redakteur hätte das vermutlich schon. Wie schnell man ins Pietätlose abrutschen kann, zeigt anschaulich der sehenswerte Spielfilm „September 5″ über die Arbeit von ABC beim Olympia-Attentat in München 1972. Die Perspektivenvielfalt im diversen Team verhindert noch schlimmere Faux-Pas, als es sie im Wunsch als erster berichten zu wollen, eh schon gab.

Wer Social Media verfolgt, kennt den bayerischen Ministerpräsidenten Söder vor allem als Foodblogger. Kein Tag ohne ein fleischhaltiges Gericht, scheint seine wichtigste politische Botschaft zu sein – natürlich würde das niemand als plattes Statement gegen die Grünen wahrnehmen. In einem ähnelt er sogar der grünen Außenministerin. Sie achten auf Stil. So ist sein Social Media Team angewiesen auf vorteilhafte Bilder zu achten, wo der Niederschlag der Kost nicht so gut zu sehen ist. Von Baerbocks Amtszeit könnte die Erinnerung an die exorbitanten Visagisten-Kosten in Erinnerung bleiben. Sie überpudern im wahrsten Sinne des Wortes die nicht vorhandenen Inhalte – zwar wird hin und wieder an das Schlagwort „feministische Außenpolitik“ erinnert; aber wie bei den anderen Aussagen auch, mag man sie nicht mit erkennbaren Inhalten zu füllen.

Ob der stille Kanzler mit dem CumEX-Schweigekartell um sich herum am Ende doch noch das Rennen macht? Bei der letzten Bundestagswahl war die Strategie erfolgreich: wenn alle sich streiten, freut sich der Lächelnde. Um echte Inhalte geht es nicht und das ist gut so, denn bisher ist nicht bekannt, dass Wahlversprechen eingehalten wurden.

Entschuldigt den Zynismus! Aber 2025 beginnt surreal und dystopisch. Es kann nur besser werden und muss es – darum wünschen wir Klarsicht und Kraft!

Statt Personalisierung, Emotionalisierung, Stylen und Coachen gäbe es wahrlich Wichtiges zu tun: eine gerechte Weltwirtschaftsordnung könnte alles befrieden, aber das wäre natürlich schlecht fürs Geschäft: denn War is a Racket (S. Butler). Watch! https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=26O-2SVcrw0&t=0s.

IMV News + Termin Save the date!

Wir konzentrieren uns derzeit auf die Vorbereitung unserer Jubliläumskonferenz am 28. März. Ohne schon alles zu verraten, gibt es hier erste Infos zur inhaltlichen und zeitlichen Planung (weitere Details bald auf unserer Website und im nächsten Newsletter):

Das Institut für Medienverantwortung wird 20

Wir feiern am 28. März 2025, bilanzieren und erneuern unsere Forderung nach einem Schulfach Medienbildung …

… unter dem Motto:

Medienbildung für die Demokratie – Integration der Kompetenzen von Jung & Alt

im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4 Havemann-Saal, Einlass 14 Uhr

Zu unserem 20-jährigen Institutsjubiläum diskutieren wir, wie die künstlich geschaffene Lücke zwischen den Generationen wieder geschlossen werden kann. Wie lässt sich die Neugier und Unbedarftheit der Jugend mit dem Erfahrungswissen des Alters kombinieren?

Im Interesse der IT-Branche liegt die Beschwörung sogenannter „Digital Natives“, die besser gerüstet seien für die digitale Welt als ihre Eltern und Großeltern. Studien widerlegen diese Behauptung. Die Realität ist komplexer. Technische Versiertheit bedeutet nicht automatisch technisches KnowHow und schon gar nicht, souverän die vielfältigen Angebote für eigene Ziele zu nutzen. Gerald Lembke, Professor für digitale Medien, spricht gar von „Der Lüge der digitalen Bildung“ und spitzt in seinem Buchtitel zu: „Warum unsere Kinder das Lernen verlernen“.

Natürlich bedarf es einer umfassenden Medienbildung, die auf alle Medien vorbereitet und Medienkompetenz für die Mitgestaltung eines demokratischen Gemeinwesens vermittelt. Medienanalyse und Medienbildung spielen in allen gesellschaftlichen Bereichen eine zentrale Rolle, denn Medien bilden einen zentralen Aushandlungsort für demokratische Prozesse und gleichzeitig sind sie als wichtiger Strukturierer von Debatten zu erkennen. Ein Schulfach muss die Grundlagen vermitteln, ein Lehrplan alle inhaltlichen Aspekte abdecken – es darf nicht dem Zufall überlassen bleiben, welche Initiativen wen mit was erreichen.

Im Rahmen der Nachmittagskonferenz werfen wir einige Schlaglichter auf die Thematik mit unterschiedlichen Referierenden. Diese sind freie Mitarbeitende des IMV oder Kooperationspartner. Nach kurzen Vorträgen und dem Festvortrag werden wir auf dem Podium und mit dem Publikum ins Gespräch kommen und weitere Fragen und Notwendigkeiten rund um den Themenkomplex Medienbildung (an Schulen und darüber hinaus) erörtern. Die Konferenz ist auch als Beitrag zum Dialog mit diversen Bildungsverantwortlichen und -trägern geplant.

Programm/Ablauf:

14.00 Uhr Einlass

15 Uhr Begrüßung/Grußworte

15.30 Uhr Beginn der Vorträge auf dem Podium

16.30 Uhr kurze Pause

17 Uhr Festvortrag

17.30 Uhr Diskussion

18… Uhr Empfang

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

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