Liebe Interessierte,
das alte Jahr endete wie das neue begann – leider. Wir wünschen gerade darum Kraft und guten Geist für positive Veränderungen, die ja nicht mehr Krieg und Umweltzerstörung liegen können!
Das Gedenken rund um den 27. Januar 2023, an dem 1945 die sowjetische Rote Armee Auschwitz befreite, verändert sich langsam. In diesem Jahr wurde im Bundestag der Verfolgung Homosexueller gedacht und dabei deutlich, dass das Gedenken für einzelne Opfergruppen nicht andere ausschließt.
Dazu möchten wir einige Impulse ergänzen, die zeigen, welche Debatten geführt werden und müssen und teilweise immer noch bekämpft werden. Gerade der Streit um die Singularität des Holocaust und die Kritik an Kolonialismus und Genozid – vor und nach dem zweiten Weltkrieg – zeugt von immer noch fehlender Aufarbeitung.
„Den Schmerz der Anderen begreifen“ nennt Charlotte Wiedemann ihr lesenswertes Buch zum Thema, das inzwischen auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen ist: https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/513195/den-schmerz-der-anderen-begreifen. Und es finden derzeit viele Debatten zum Themenkomplex statt, etwa „Der utopische Raum“ bei medico international in Frankfurt/Main: https://www.youtube.com/watch?v=l2VfyMgMqfw. Das Thema ist nicht neu, aber die Verweigerung des gleichwertigen Inbetrachtnehmens aller Opfer von Rassismus und Chauvinismus bei Anerkennung der jeweiligen Spezifik der Verfolgung, ist hartnäckig.
Dafür stehen auch die Debattenbeiträge von Jürgen Zimmerer – Von Windhuk nach Auschwitz (2011) https://www.lit-verlag.de/isbn/978-3-8258-9055-1 sowie Diskussionsbeiträge zu „Kolonialismus und Völkermord“ https://www.youtube.com/watch?v=sbZc2iKVjfw – und Dirk Moses im bedenkenswerten Longread-Artikel „Der Katechismus der Deutschen“ (2021) https://geschichtedergegenwart.ch/der-katechismus-der-deutschen über die besonderen Schwierigkeiten deutscher Debatten. Auch wir haben mit „Antisemitismus und Islamophobie“ versucht die Debatte zu öffnen, hier mit Sabena Donath und Meltem Kulaçatan im Gespräch: https://www.youtube.com/watch?v=dZN2gvN4rlc.
Vieles schließt an die aufgeregte Debatte um Achille Mbembe und die Fokussierung auf die Antisemitismus-Problematik rund um die Documta15 an und verweist auf die besonderen Limitierungen speziell in Deutschland – es folgt eine Linkauswahl mit Buch-, Artikel- und Videoempfehlungen:
metropol-verlag.de/produkt/jenseits-von-mbembe-geschichte-erinnerung-solidaritaet
https://www.bs-anne-frank.de/events/kalender/zum-antisemitismusskandal-auf-der-documenta-fifteen
https://taz.de/Suharto-Aufarbeitung-in-Indonesien/!5088217
documenta-fifteen.de/mediathek/das-kuenstlerkollektiv-ruangrupa-3sat-kulturzeit
Die originellste Auseinandersetzung mit dem schweren Thema ist die von Max Czollek https://www.gorki.de/de/ensemble/max-czollek unter dem provokanten Titel „Versöhnungstheater“ https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/versoehnungstheater/978-3-446-27609-3.
Dass Erinnern zukunftsgewandt ist und sein muss, dafür stehen die Aktivitäten der Möllner Rede im Exil sowie der Initiative 10. Februar Hanau, auf deren Ausstellung und Begleitprogramm wir gerne aufmerksam machen: https://19feb-hanau.org/2023/01/30/programm.
IMV News
2022 sind von Sabine Schiffer einige Artikel online erschienen. Hinweise auf Fachartikel in Sammelbänden finden sich hier:
Ritter, André (Hg.): Antisemitismus in Europa https://www.waxmann.com/en/waxmann-buecher/?no_cache=1&tx_p2waxmann_pi2%5Bbuch%5D=BUC127883&tx_p2waxmann_pi2%5Baction%5D=show&tx_p2waxmann_pi2%5Bcontroller%5D=Buch&cHash=b0b6cafeff6004bda704a47b6f715e54
Usluçan & Brinkmann (Hg.): Dabeisein und Dazugehören https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-33785-8.