Liebe Interessierte,
nach der Sommerpause im August und der anstehenden Umstellung der Technik bis September, gibt es nun statt eines September-Newsletters und aus aktuellem Anlass und Dinglichkeit die neuesten Infos aus dem IMV zum ÖRR bzw. ÖRM, also öffentlich-rechtliche Medien gemäß dem neuen Medienstaatsvertrag. Die durch den rbb-Skandal um die persönliche Bereicherung der Intendantin Schlesinger aufgeploppten Missstände in den ÖRM weisen auf strukturelle Probleme hin, die wir schon länger auf dem Schirm haben, und für deren Reform wir im Moment eine Chance sehen.
Dazu ein neues Format mit Peter Welchering, wobei wir (journalistischen) Maschinenraum und Elfenbeinturm zusammenführen wollen, um zum Auftakt mit den ersten Folgen einen konstruktiven Beitrag zur Debatte #oerrreformieren zu leisten. Hier geht es los: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=7rnnkoX6w4M. Fortsetzung folgt.
Warum die ÖRM eine „Perle mit Defekten“ sind, die einen Idealtypus für Medienunabhängigkeit darstellen können, wenn auf das Funktionieren geachtet würde, kann man hier noch einmal von Sabine Schiffer hören und an vielen Stellen nachlesen: https://soundcloud.com/user-537655353/folge65publikumsraete. Und hier die sowohl zeitgemäße als auch auf die ÖRM-Philosophie eingehende Erlanger Erklärung zur Gründung der Publikumsratsinitiative: http://publikumsrat.de/ueber-uns/erlanger-erklaerung.
Find us on Twitter und bitte unterstützt das Anliegen: @welchering und wir @IMVErlangen und @IMV_Berlin, sowie neuerdings auch auf Instagram die Publikumsratsinitiative @Publikumsrat.
Gute Aufklärungsarbeit macht das Medienmagazin des RBB selbst, hier zum Nachhören und mit ausdrücklicher Empfehlung: https://www.radioeins.de/archiv/podcast/medienmagazin.html. Jörg Wagner findet man auf Twitter hier: @medienmagazin.
Auch das ZAPP-Medienmagazin, nun ohne Daniel Bouhs, nimmt sich des Themas an: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Was-nun-ARD-Der-Fall-Schlesinger-und-die-Folgen,sendung1284852.html, sowie DLF mediasres: https://www.deutschlandfunk.de/schlesinger-rbb-faq-100.html. Wir finden es wichtig, die internen Auseinandersetzungen mit der Problematik abzubilden. Zudem kommt von außen nicht immer konstruktive Kritik, so mancher Verleger mag sich freuen, dass die Affäre Schlesinger dem ÖRM System einen Schlag versetzt hat. Deshalb beschränken wir uns hier auf Übermedien als Beitrag aus dem konstruktiven medienkritischen Medienjournalismus: https://uebermedien.de/75168/ndr-prueft-schlesinger-spoerl-doku-allen-verantwortlichen-im-ndr-war-der-moegliche-interessenskonflikt-bewusst.
Wie es einerseits gelingen wird, dass der Skandal nicht personalisiert und auf Bereicherungsfragen reduziert wird, andererseits die systemischen Korrekturnotwendigkeiten, wozu die Reform der Kontrollgremien – natürlich mit gewählten Publikumsräten und Berichtspflicht – ebenso gehört, wie die Reform der Anstaltsstrukturen, Stärkung der Programm-Synergien und das Einstellen des Teuerungs-Outsourings, gelingen können. Dabei ist sicher auch über transparente Diskussionsformate mit Beteiligungsmöglichkeit und vielleicht auch interne, geschützte Diskussionsräume nachzudenken – denn, wie gesagt, nicht alle Kommentare sind wohlwollend im Sinne des Erhalts der ÖRM; vielleicht ermutigt durch die Angriffe aufs System in Frankreich und Großbritannien.
Viele Wortführer neuer Einsichten und Reformwilligkeit sind auf Ihre Ehrlichkeit genau zu prüfen. Das betrifft sowohl Vertreter von Verbänden, als auch den alten und neuen ARD-Chef. Wer noch keine Zweifel hegt, dass Tom Buhrow vielleicht nicht der geeignete Sachwalter für die notwendigen Reformen und vor allem die Stärkung des journalistischen Kerngeschäfts ist, dem sei diese Erfahrung einer Korrespondentin zur Lektüre empfohlen: https://www.gabyweber.com/index.php/de/filme-de/57-wunder-gibt-es-nicht-die-verschwundenen-von-mercedes-benz.
Einen weiteren Reformbedarf bzw. Korrekturwunsch in der Entwicklung der ÖRM hatten wir bereits im vorherigen Newsletter identifiziert und fügen zum Abschluss die entsprechende Passage hier noch einmal ein:
Und so unterwerfen sich auch die öffentlich-rechtlichen Medien der Algorithmus-Logik, wie kürzlich und erneut eine lesenswerte Untersuchung der Otto-Brenner-Stiftung nachwies: https://www.otto-brenner-stiftung.de/journalismus-in-sozialen-netzwerken. Der Studienmacher Henning Eichler spricht im DLF-Interview https://www.deutschlandfunk.de/oeffentlich-rechtliche-social-media-auftrag-otto-brenner-stiftung-studie-plattformen-100.html von „Plattformisierung“ der Kommunikation. Einerseits will man Präsenz dort zeigen, wo die nächste Generation ihre Nachrichten konsumiert, andererseits verschieben sich die Darstellungsweisen weg von der inhaltlichen Relevanz hin zum Clickbait. Das Thema ist wahrlich nicht neu. Bereits 2011 problematisierte Henrik Wulff experimentell die Entwicklung: https://imusic.br.com/books/9783639361261/hendrik-wulff-2011-google-als-gatekeeper-im-internet-ein-framing-experiment-zur-bewertung-von-suchmaschinen-ergebnissen-in-abhangigkeit-der-gewahlten-suchmaschine-paperback-book.
Es gibt viel zu korrigieren und noch mehr zu tun.
IMV News
Kürzlich erschienen:
Videomitschnitte des Vortrags: Desinformation in aller Munde (in 4 Teilen) – hier Teil 1 https://www.youtube.com/watch?v=C1iuCwytlWQ
Sonderbare Kriegsdiskurse auf Overton (Westend-Verlag): https://overton-magazin.de/krass-konkret/sonderbare-kriegsdiskurse
Kommentar zur Dokumenta15 auf Telepolis:
https://www.heise.de/tp/features/Documenta15-Einseitige-Lerneffekte-mit-Wohlfuehlfaktor-7189217.html?seite=all
3-teiliges Interview von/mit Oliver Schwartz, Turtlezone:
https://www.turtlezone.de/common/episoden/sabine-schiffer