Medien und Islamfeindlichkeit – und die Deutsche Islamkonferenz…
Vor einem Monat ist Dr. Marwa El-Sherbini ermordet worden – damit hat die anti-islamische Agitation eine neue Qualität erreicht (https://www.medienverantwortung.de/publikationen/pressemitteilungen/, http://www.interkultureller-rat.de/Presse/Presse_2009/Presse_07_06.shtml).
Bisher haben Verbalattacken, Brandanschläge und Schändungen von muslimischen Gräberfeldnern vor allem die Solidarität jüdischer Offizieller (s. z.B. Hamburger Erklärung, Anhang) erzeugt – so auch in diesem Fall durch die Aktivitäten und Stellungnahmen Stephan Kramers: http://de.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-468/_nr-1196/i.html .
Ansonsten tun sich Politik und Gesellschaft schwer, diese extreme Einzeltat als das zu nehmen, was sie ist: ein wichtiger Hinweis auf das Potenzial vorbereitender Diskurse, engl. hate speech… Gerade der Mediendiskurs der letzten Jahrzehnte hat hier unglückliche Weichen gestellt, indem unter anderem, aber zunehmend bestimmte Taten mit islamischen Symbolen verknüpft präsentiert wurden (http://www.bpb.de/publikationen/PEULKO,0,Der_Islam_in_deutschen_Medien.html). Hierin könnte ein Teil der Begründung dafür liegen, warum die Relevanz von Islamfeindlichkeit/Islamophobie gerade auch von vielen Medien heruntergespielt oder gar geleugnet wurde.
Aufschlussreiche Analysen zum aktuellen Fall finden Sie hier:
Kollateralschaden in der Gesellschaft, Marcus Klöckner 14.07.2009
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30722/1.html
und von Silvia Horsch: http://www.nafisa.de/tag/marwa-el-sherbiny/
Wichtig auch der Hinweis auf die versuchten Ablenkungsmanöver einiger Medien, die Problematik sei importiert: http://www.toomuchcookies.net/ – s. dritter Eintrag (vom 19. Juli): „Migranten sind schuld?“
Und hier der Versuch der ZEIT, neben wichtigen Fragestellungen und ersichtlichem Bemühen, eine eigene Konstruktion der Dinge vozunehmen, die weniger den Tatsachen als dem Selbsterhalt verpflichtet ist: http://www.zeit.de/2009/30/Islamophobie – s. Kommentar (Zeit-Aufarbeitung) anbei.
Orthografisch nicht empfehlenswert, aber einige relevante Fragen an die Linke stellend:
http://de.indymedia.org/2009/07/256282.shtml .
Sehr gut, sachlich und informativ, der Beitrag von Gudrun Harrer, der im Österreichischen StANDARD am 25.7. erschien und der weiter unten ganz in diese Mail eingestellt wurde („… ist für uns die Moslembrut“ s.u.)!
Von Anfang an dokumentierte Kathrin Klausing die Geschehnisse und Nichtgeschehnisse: http://www.musafira.de/2009/07/03/marwa-e-%E2%80%93-opfer-eines-anti-islamisch-motivierten-mordes/ .
Und hier ist die Gegenprobe interessant „Wie wäre reagiert worden, wenn…?“: http://www.wsws.org/de/2009/jul2009/marw-j21.shtml .
Der Begriff Antiislamismus ist zwar kein geeigneter Ersatz für die ebenso unglückliche Islamophobie, aber ansonsten gibt dieser Beitrag des Freitag gute Hinweise zum Weiterdenken: http://www.freitag.de/kultur/0929-islam-kritiker-kritik .
Inzwischen kam es zu einigen lokalen Solidaritätsbekundungen über die konkrete Trauer in Dresden hinaus:
z.B. Erlangen http://www.erlanger-nachrichten.de/artikel.asp?art=1057997&kat=19&man=3
Hamburg http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article1107023/Bischoefin-Jepsen-besucht-Centrum-Moschee.html …
Eine Zusammenstellung meiner Interviews zum Thema finden Sie hier: https://www.medienverantwortung.de/publikationen/interviews/ – Wir prüfen noch die rechtlichen Grundlagen, die Hasspost zu veröffentlichen, die wir auf Grund dieser Äußerungen erhielten – wie in etlichen Internet-Kommentaren und sehr oft nicht mehr anonym manifestiert sich hierbei eine tiefsitzende islamfeindliche Haltung, die oft noch als Aufklärung und Humanismus idealisiert wird.
also immer noch aktuell:
http://www.taz.de/1/leben/koepfe/artikel/1/wir-behandeln-muslime-wie-halbaffen
Aussichten:
Problembewusstsein ist an manchen Stellen bereits vorhanden und es gibt Initiativen zur Überwindung von Islamfeindlichkeit – z.B.:
– Interkultureller Rat – das Konzept „Das Islambild verändern“ ist unter www.interkultureller-rat.de erhältlich
– IDA – Reader zu Islamfeindlichkeit und darüber hinaus können kostenlos bestellt werden unter http://www.idaev.de/antirassismus_aktuell.htm
– Ausstellungsbroschüre „Bilderwelten – Weltbilder. Auseinandersetzung mit Islamophobie“ kann angfordert werden bei sandrarabbow@hotmail.com – die Ausstellung ist ebenfalls empfehlenswert!
– NRW Bündnis mit Muslimen: http://islam.de/13443.php – wenn auch hier die gängige Praxis beibehalten wird, eine allgemeine Problematik an irgendeinen Rand zu verorten: hier dem rechtsextremen…
Buchtipps:
Bunzl/Senfft 2008: Zwischen Antisemitismus und Islamophobie
Benz, Wolfgang (Hg.) 2009: Islamfeindlichkeit und ihr Kontext
Schiffer/Wagner 2009. Antisemitismus und Islamophobie – ein Vergleich
Bunzl/Hafez 2009: Islamophobie in Österreich
Dokumentationsarchiv Islamophobie: http://www.islamophobie.info/
zur Prüfung: http://de.wikipedia.org/wiki/Islamfeindlichkeit
Die Deutsche Islamkonferenz kommt in dieser Aufzählung nicht vor, weil sie in ihren Ergebnissen eher Forderungen an die Diskriminierten stellt, statt die Problematik der Diskriminierung angemessen zu behandeln: beispielhaft dafür die Geschehnisse um einen Moscheebau in Schwabach, die laut diesem Zeitungsbericht von der Einladung zum Missbrauch der DIK-Papiere zeugen, wozu diese offensichtlich auch einladen (s. Anhang), sowie mein Kurzgutachten zur Website der DIK (www.deutsche-islam-konferenz.de) in Abgleich zu meinen Erfahrungen in der AG3 (ebenfalls anbei).
Und ob sich die Interpretationspraxis des Verfassungsschutzes nun ändert, bleibt abzuwarten: denn hierin spiegelt sich das Faktum, dass die von Muslimen verlangten Verhaltensweisen entsprechend den Mechanismen eines Misstrauensdiskurses wieder umgedeutet werden können (s. meinen Kommentar zum Verfassungsschutz als Integrationshindernis anbei – sowie die Erfahrungen des Vorsitzenden der Schura Bremen: http://www.schurabremen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=70:skandalverfbericht08).
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